Europa Donna Schweiz nimmt erstaunt Kenntnis von den negativen Empfehlungen des Swiss Medical Board zu qualitätsgesicherten Brustkrebs-Früherkennungsprogrammen. Sie kritisiert, dass das Expertengremium in seinem Bericht die Situation der betroffenen Frauen zu wenig berücksichtigt und im Resultat zu negativ darstellt.
Der Bericht «Systematisches Mammographiescreening» des Fachgremiums SMB widmet sich in erster Linie dem Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis von Mammographie-Screening-Programmen. Die Autor/-innen kommen in ihrer Literaturstudie zum Schluss, dass systematische Mammographie-Screening-Programme überflüssig sind. Neue Programme seien nicht nötig, bestehende Programme müssten befristet, ihre Qualität überprüft und die Frauen vor einer Mammographie umfassend informiert werden. Das Fachgremium hält weiter fest, dass das Risiko von falsch-positiven Mammographie-Befunde für die Psyche der betroffenen Frauen zu gravierend sei.
Europa Donna Schweiz (EDS) stellt fest: Nur gerade 2 von 68 Studien, auf die sich der Bericht stützt, haben die psychische Belastung von Frauen mit einem falsch-positiven Mammographie-Befund untersucht. Beide Studien stammen aus dem Ausland. Das SMB hat keine betroffene Frauen in der Schweiz über die reell erlebten psychische Belastung befragt oder entsprechende Studien in Auftrag gegeben. Trotzdem beschreibt das Fachgremium die psychische Belastung als gravierend : «Viele Frauen erleben ein Gefühl von Angst, Sorge und Abhängigkeit, leiden unter Schlafproblemen, einem negativen Einfluss auf ihre Sexualität und ihrem Verhältnis zu Freunden und ihrer Familie.» Gleichzeitig schwächt das Fachgremium diese Aussage wiederum ab: «Allerdings leiden nicht alle Frauen im gleichen Ausmass unter solchen psychologischen Folgen: dies hängt im Wesentlichen von der individuellen Lebenseinstellung und der Verfügbarkeit individueller Bewältigungsstrategien ab». Ein solches Fazit überzeugt EDS nicht, um die Qualität von kontrollierten für die Frauen freiwilligen Brustkrebs-Früherkennungsprogrammen in globo in Frage zu stellen.
Für EDS sind die Aussagen des SMB zur psychischen Belastung von betroffenen Frauen zu wenig breit untersucht und beschrieben. Hier besteht ein grosser Nachholbedarf. Im Bericht des SMB wird die Belastbarkeit der Frauen nach Ansicht von EDS tendenziell zu negativ eingeschätzt. Zwischen den Zeilen schwingt eine fast schon missionarische Haltung mit, den Frauen (ungefragt) möglichst jede Belastung zu ersparen.
EDS fordert alle Akteure in der Brustkrebs-Früherkennung auf, Qualität und Transparenz hochzuhalten und – wo nötig – aufzubauen. Weiter betont EDS, dass das Erfahrungswissen von Brustkrebs-Betroffenen nicht unterschätzt werden darf, sondern als wichtiger Faktor für die Weiterentwicklung von Früherkennung, Diagnose und Therapie genutzt wird.
Kontakt: Donatella Corbat, Aktion-BH und Präsidentin Europa Donna Schweiz,
Telefonnummer: 079 230 8719
Das will Europa Donna Schweiz
Brustkrebs ist die häufigste Krebs-Diagnose bei Frauen: jede zehnte Frau in der Schweiz wird im Verlauf ihres Lebens mit dieser Krankheit konfrontiert. Jährlich sterben in der Schweiz rund 1350 Frauen an Brustkrebs. Doch Brustkrebs ist kein reines Frauenproblem, sondern wirkt sich auf das gesamte Gesundheitswesen, auf das Erwerbs- und Privatleben aus. Europa Donna Schweiz setzt sich mittels Vernetzung und politischer Überzeugungsarbeit für die Anerkennung und die rechtliche Umsetzung der Qualitätssicherung und der Behandlung von Brustkrebs ein.
Medienmitteilung vom 2. Februar 2014 zum Download